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„Gorleben" - das ist nicht nur der kleine Ort im Nordosten Niedersachsens mit 650 Einwohnern. „Gorleben" steht auch für die Geschichte und Politik der Atomkraft, des Protestes gegen sie und für die Mythen, die sich um beide ranken. Die Auseinandersetzungen um die Entsorgung veränderten die soziale Struktur und die politischen Orientierungen innerhalb des Landkreises Lüchow-Dannenberg.

Dreißig Jahre Gorleben ruft die Zeitgeschichte auf den Plan und diese soll in dem Buch „ÜberMacht und Phantasie" dokumentiert werden. Die Sozialgeschichte des Landkreises Lüchow-Dannenberg, die Folgen auf Grund der Standortentscheidung für die Region, insbesondere mit der sozialen Zusammensetzung und der Veränderung der Kultur des Landkreises stehen im Mittelpunkt der Dokumentation. Anhand von Interviews wird die Geschichte des Wendlandes in den vergangenen 31 Jahren wiedergeben. Zeitzeugen berichten über ihre Erlebnisse zum Thema Gorleben und ihre damit verbundene eigene Geschichte in der politischen Auseinandersetzung.

Den Hauptteil des Buches bildet ein Interview mit Marianne Fritzen. Die 84jährige Kolbornerin ist Mitbegründerin die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg und war lange Jahre deren Vorsitzende. Sie ist Gründungsmitglied der „Grünen Liste Umweltschutz", dem Vorläufer der heutigen Grünen und war viele Jahre in den kommunalpolitischen Gremien Lüchow-Dannenbergs aktiv. Marianne Fritzen erzählt ihre „subjektive" Geschichte Gorlebens und lässt das Wendland der letzten 31 Jahre vor den Augen des Lesers von „ÜberMacht und Phantasie" wieder entstehen. Es „menschelt" in ihrer Erzählweise und wandelt ihre Worte in gelebte Bilder um.

Es kommen auch andere Menschen zu Worte. Der ehemalige CDU-Samtgemeinde Bürgermeister, der es niemanden recht machen konnte und der Lüchower Kripobeamte, der vom Saulus zum Paulus wurde. Landwirte, die für die „gute" Sache die Hosen runterließen und mit einem Aktkalender Spendengelder sammelten. Ein Graf und eine Gräfin denen die Naturlandschaft wichtiger ist, als Millionenzahlungen für abgebranntes Waldgelände. Ein Photograph und ein Künstler, die ihre Sicht zu Gorleben in Bildern dokumentiert haben. Zwei Umweltminister, ein amtierender, der auch Ministerpräsident in Niedersachsen war und gern bei Marianne Fritzen Tee trinkt und ein ehemaliger, dem die Basis noch heute den Atomkonsens verübelt. Sie alle erzählen ebenfalls in Interviewform ihre Geschichte zu Gorleben, die teils komischen und tragischen Erlebnisse, die menschlichen Erfahrungen und Enttäuschungen, Anekdoten, Gewinn und Verlust von Freundschaften, ihr ganz persönliches Gorleben.

Abgerundet wird das Buch durch einen Beitrag des Journalisten Eckart Spoo, der beruflich mit dem Thema Gorleben konfrontiert war. Illustriert ist die Dokumentation mit Photos von Günter Zint, Nils M. Rehfeldt, Otto Kiehn und Hinrich Schultze, welche den Gorleben Widerstand in den letzten 31 Jahren immer wieder mit ihren Kameras festhielten, sowie mit Arbeiten von Uwe Bremer, dem wohl namhaftesten Künstler aus Lüchow-Dannenberg und Atomkraftgegner der ersten Stunde.